Hilfe, Scheidenfurz! Was tun gegen Queefing?

Wenn Luft aus der Vagina entweicht, ist das meistens peinlich und kann zu betretenem Schweigen führen. Doch es ist total normal, dass beim Sex, Sport oder nach einer Geburt häufiger das sogenannte Queefing auftritt. Wir klären darüber auf, was ein Scheidenfurz ist, wann er auftritt und was du tun kannst.

Die folgenden Tipps und das ganze Wissen stammen von unserer lieben Kursleiterin und Beckenbodenphysiotherapeutin, Theresia. Hör dir auch das umfassende Interview dazu in unserem Podcast an.

Darum geht’s in diesem Artikel:

Was ist ein Scheidenfurz?

Es gibt dafür einen korrekten medizinischen Begriff: Flatus vaginalis. Wer einen hipperen Begriff sucht, spricht vielleicht von Queefing. Vagina Pups, Muschifurz, Scheidenluft, Fanny Fart,… Es gibt die verschiedensten Wörter dafür, doch sie beschreiben alle das Gleiche.

Grundsätzlich kannst du dir aber merken: Man spricht von einem Scheidenfurz, wenn Umgebungsluft in die Vagina kommt und danach geräuschvoll wieder verlässt. Das passiert meistens beim Sport oder Sex und ist völlig normal.

Übrigens hat es wenig mit einem typischen Pups zu tun. Das Geräusch ist zwar ähnlich, aber es sind keine Darmgase, die hier austreten. Ein Scheidenfurz ist geruchlos und nur der weiblichen Anatomie geschuldet (siehe dazu unten mehr in unseren Erklärbildern). Die Scheideninnenraum hat nämlich einen Hohlraum, der Luft aufnehmen kann, die dann bei dem Pups-Geräusch herausgepresst wird (auch dazu später mehr).

Queefing beim Sport, z. B. beim Yoga, kann peinlich sein, ist aber natürlich

Ursachen für einen Scheidenfurz

Erst mal vorweg: ganz genau weiß man leider noch nicht was das Queefing auslöst. Es gibt aber begünstigende Faktoren:

  • Lockerheit und Schwäche der Beckenbodenmuskulatur
  • fehlende Stabilität im Beckenboden
  • übermäßige Spannung der Beckenbodenmuskulatur

Also gilt hier, wie so oft, finde die goldene Mitte. Der Beckenboden spielt aber auf jeden Fall eine zentrale Rolle. Deshalb betrifft es häufig Frauen, die auch von Blasenschwäche oder Organvorfällen betroffen sind. Auch in den ersten Wochen nach der Geburt merken viele Frauen öfter einen Scheidenfurz.

Wie entsteht ein Scheidenfurz?

Diese 3 Schritte führen zum Pups-Geräusch:

  1. Umgebungsluft kommt in die Vagina
  2. Vaginalkanal schließt sich
  3. Luft wird wieder herausgepresst

Umgebungsluft gelangt in die Vagina, wenn sie aktiv reingepumpt wird, wie zum Beispiel beim Sex. Es kann aber auch sein, dass sich dein Körper in einer Position befindet, in der dein Beckenboden gedehnt ist oder eine Art Unterdruck entsteht, sodass Luft in die Vagina eingesaugt wird.

Ein Stellungswechsel sperrt die Luft im Scheideninnenraum ein
1 Anus und Enddarm, 2 Penis presst Luft in die Scheide, 3 Gebärmutter, 4 Harnröhre und Blase

Danach führt meist eine Veränderung der Position oder eine neue Bewegung dazu, dass sich der Vaginalkanal wieder schließt und somit die Luft förmlich im Scheideninnenraum eingesperrt ist.

Die Luft wird im Scheidenraum eingesperrt
1 Penis wird aus der Scheide gezogen, 2 Scheideneingang verschließt sich und sperrt die Luft förmlich ein

Wenn dann Druck vom Bauchraum auf die Geschlechtsorgane ausgeübt wird (zum Beispiel, wenn du dich wieder aufsetzt), wird die Luft rausgepresst. Da die Scheidenwände im entspannten Zustand ja immer leicht verschlossen sind, bringt die ausströmende Luft die Schamlippen zum Schwingen. Wie bei einem Blasmusikinstrument erzeugt diese Schwingung das Geräusch, dass Viele Scheidenpups nennen.

Beim Stellungswechsel entweicht die Luft und erzeugt Queefing
1 Ist der Oberkörper aufgerichtet, drückt die Schwerkraft die Organe und den Beckenboden nach unten, 2 Druck wird auf die Geschlechtsorgane weitergegeben, 3 Druck im Scheideninnenraum steigt und presst die Luft nach außen, 4 die Vibration der Scheidenwände erzeugt das Pups-Geräusch

Queefing bei Sport oder Sex

Vielleicht ist dir ja auch schon einmal beim Liebesspiel oder während einer Yoga-Stunde ein Tönchen entfläucht. Damit bist du nicht allein! Die häufigsten Situationen, in denen ein Scheidenfurz entweichen kann, sind beim Sport und beim Sex.

Scheidenfurz beim Sex

Die Ursachen für den Scheidenfurz beim Sex liegen beim Luftpumpen-Phänomen: Hier wird durch den Penis, Dildo oder die Finger durch Rein-Raus-Bewegung Luft in die Vagina gepumpt. Diese Luft muss auch wieder raus und das passiert meistens, wenn der Penis ganz rausgezogen wird oder bei einem Stellungswechsel. Wenn die Luft entweicht, kommt es zu dem Pups Geräusch aus der Scheide. Am häufigsten passiert das übrigens bei der Doggy-Stellung.

Bei der Doggy-Stellung haben wir nämlich eine Körperposition, in der das Becken höher als der Oberkörper ist. Dadurch kommt es zu einem leichten Unterdruck und die Luft wird förmlich eingesogen. Der Bauch ist locker und entspannt und schafft der Luft viel Platz.

Im Sport haben wir es meistens mit der gleichen Ausgangsposition zu tun. Ein klassisches Beispiel ist hier der Schulterstand oder die Kerze aus dem Yoga. Dein Becken ist wieder höher als der Oberkörper und die Luft wird in die Scheide gesogen. Wenn du diese Stellung dann wieder verlässt und die Bauch- und Beckenbodenmuskeln anspannst, kommt es zu einem Scheidenpups.

Der Perioden-Pups

Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber es kann sein, dass das unangenehme Geräusch nur alle paar Wochen auftritt. Das kann an deinem Zyklus liegen.

Scheidenfurz vor der Periode

Im Laufe des weiblichen Zyklus verändern sich nämlich deine Hormone. In der zweiten Zyklushälfte sinkt dein Östrogenspiegel stetig ab. Dadurch werden Faszien, Bänder und der Beckenboden nicht mehr so gut durchblutet und werden weniger elastisch. In dieser Zeit kann es dann häufiger zu Scheidenfurzen kommen. Frauen, die von einer leichten Blasenschwäche betroffen sind, bemerken in dieser Zyklus-Zeit auch häufiger, dass es zu ungewolltem Urinverlust kommt.

Nach einer Schwangerschaft und der Geburt treten gleich zwei Phänomene auf, die Queefing begünstigen können. Deine Hormone spielen verrückt: Während der Schwangerschaft steigen bestimmte Hormone sehr stark an und fallen nach der Geburt, dann abrupt ab. Zusätzlich wurde die Vaginalöffnung bei der Geburt stark gedehnt und befindet sich häufig in einer leicht weiteren Öffnungsposition. Dadurch kann Luft leichter einströmen und es kommt schneller zu einem Scheidenfurz. Wenn du mehr über die hormonellen Veränderungen deines Körpers lernen möchtest, lies unseren Blogartikel „Hilfe Hormonchaos!„.

Grundsätzlich kann man sagen, dass Frauen eher zum Queefing neigen wenn sie jung, sportlich und sexuell aktiv sind. In diesem Fall ist zunehmendes Alter ein sogenannter „protektiver Faktor“ und bedeutet, dass älteren Frauen seltener Luft aus der Scheide entweicht.

Scheidenfurz – was tun?

Die wichtigste Frage ist natürlich: „Wie kann ich Queefing vermeiden?“. Es hilft, zu verstehen, dass du die Vagina nicht wie z. B. den Anus durch Muskeln willkürlich verschließen kannst. Trotzdem können ein Beckenbodentraining oder bestimmte Hilfsmittel wirkungsvoll gegen das Pups-Geräusch sein.

Die 4 besten Tipps, was du bei einem Scheidenpups machen kannst:

Beckenbodentraining

In unserem Podcast-Interview zum Thema erklärt unsere pelvina-Kursleiterin Theresia, dass ein schwacher Beckenboden den Pups aus der Vagina begünstigen kann – genauso übrigens auch ein zu angespannter Beckenboden.

Bevor du also auf eigene Faust mit Beckenbodentraining loslegst, lass dich am besten von einer speziellen Beckenboden-Physiotherapeutin untersuchen (z. B. via Beckenboden-Ultraschall-Analyse). Die Therapeutin kann dann individuell herausfinden, welche Behandlung bei dir angebracht ist. Wenn du eine Therapie benötigst, kann dir deine Gynäkologin auch ein Rezept dafür ausstellen.


Werbung in eigener Sache: Schnupper jetzt kostenlos in unsere Beckenboden-App rein. Lerne, wie du deinen Beckenboden wahrnehmen, kräftigen und entspannen kannst. Von Krankenkassen bezuschusst, ohne Rezept!

Queefing mit Beckenbodentraining behandeln

    pelvina App bei Google Play laden


Wenn du die richtige Behandlungsmethode für dich gefunden hast, heißt es: „dranbleiben!“ Es dauert ungefähr 3 Monate, bis die Muskulatur sich verändert hat. Also nicht gleich aufgeben, wenn sich der Erfolg nicht sofort einstellt, das ist normal. Einen Sixpack trainierst du dir ja auch nicht innerhalb von ein paar Wochen an.

Kann man den Scheidenfurz weg operieren?

Es gibt tatsächlich einen medizinische Eingriff, der hilfreich sein kann. Sogenannte „Raffungen der Vaginalwände“ können operativ oder mit einem Laser vorgenommen werden. Diese werden jedoch normalerweise nur durchgeführt, wenn ein schwerer Organvorfall vorliegt. Lass dich deswegen vorher ordentlich beraten und hole dir Zweitmeinungen ein. Solche Maßnahmen sind immer mit Risiken verbunden und du solltest dir überlegen, ob es dir das wirklich wert ist.

Schnelle Hilfe

Vor allem, wenn du den Scheidenfurz beim Sport vermeiden möchtest, können Würfelpessare eine Option für dich sein. Ein sogenannter Pessar ist ein kleiner Silikon-Würfel mit Vertiefungen and den Seiten (siehe Bild). Die Größe wird der individuellen Anatomie angepasst und ähnelt vom Material einer Menstruationstasse. Einen Pessar bekommst du von deiner Gynäkologin oder Beckenboden-Physiotherapeutin.

Würfelpessare können gegen Queefing helfen
Würfelpessare in verschiedenen Größen (Bild von Gloria Bonauer)

Vielleicht wurde dir auch schon einmal geraten, dem Ganzen mit einem Tampon Abhilfe zu leisten. Unsere Kursleiterin Theresia hat im Podcast aber von der Benutzung von Tampons eher abgeraten. Diese trocknen die Vaginalwand aus und wirken irritierend. Wenn du sie nur sehr selten benutzt, zum Beispiel 1x im Monat für 2 Stunden, sollte das kein Problem sein. Aber sei dir über die Nachteile bewusst und wenn du es häufiger verwenden möchtest, wende dich lieber an deine Gynäkologin und frage nach einem Würfelpessar. Die Krankenkasse bezahlt das Pessar dann übrigens auch.

Tipps zum drüber Sprechen

Wenn dir Queefing häufig und in verschiedenen Situationen passiert, kann dein Sexualleben leiden oder du vermeidest bestimmten Sport, aus Angst vor dem peinlichen Pups. Hier ist es am wichtigsten, darüber zu reden. Auch wenn es schwer fällt, den ersten Schritt zu gehen, wird es sich danach besser anfühlen.

Du kennst jetzt die medizinischen Hintergründe und weißt, dass es ein ganz normaler und natürlicher Vorgang ist, der vielen Frauen passiert. In unserer Instagram-Community haben sogar 91% gesagt, dass ihnen ein Scheidenpups schon mal passiert ist. Also, jeder weiß, wovon du sprichst, WENN du drüber sprichst.

Fast jede Frau hat schon mal Queefing erfahren
Umfrage 2021 unter 400 pelvina-Instagram-Followern

Du wirst vielleicht überrascht sein, welche Reaktionen von deinem/er Partner/in oder den Mitgliedern deiner Sportgruppe kommen werden. Die meisten sind mit einem Scheidenfurz schon einmal konfrontiert worden und können ihre eigenen Erfahrungen teilen oder freuen sich, wenn du ihnen nun erklären kannst was dahinter steckt.

Es kann auch helfen, Queefing mit Humor zu nehmen. Stell dir nächstes mal vor, dass dich deine Vagina einfach lautstark beim Sport oder Sex anfeuert. Lachen baut Anspannung ab und kann dadurch vielleicht sogar den Scheidenpups verhindern. Kennst du den schon? „Ein Scheidenfurz ist, wenn das Einhorn in deiner Vagina niesen muss.

Schnapp dir also deine Freundin oder deine Partnerin/deinen Partner und sprich über das, was du erlebt hast. Wenn dir insbesondere Gespräche über Sexualität nicht so leicht über die Lippen gehen, kann es sehr aufschlussreich sein, mal mit einer Sexualtherapeutin zu sprechen.

Sex hat was zu tun mit Körperflüssigkeiten, mit komischen Geräuschen, mit Tollpatschigkeit und auch mal mit gemeinsamen Lachen. Guter Sex ist dann, wenn man sich wohlfühlt!

– Theresia, Beckenbodenphysiotherapeutin und pelvina-Kursleiterin
Queefing beim Sex ist natürlich

Was viele Frauen nicht wissen: manche Partner/innen werden von diesem Pups-Geräusch beim Sex auch angetörnt. Es steht als Zeichen für wilden und hemmungslosen Sex. Sex ist nicht steril und wird gut, wenn du dich wohlfühlst. Tatsächlich kann es helfen, wenn du dich mit einem Spiegel mit der weiblichen Anatomie im Genitalbereich vertraut machst. Wissen baut Beklemmungen ab. Dazu hat dir unsere Kursleiterin Theresia eine Anleitung geschrieben – da unten, war gestern!

Kann ein Scheidenfurz gefährlich sein?

Der Scheidenpups selbst ist zwar selten schmerzhaft, aber wenn er unangenehm riecht, solltest du besser einen Arzt besuchen. Eine sogenannte Fistel kann die Ursache sein. Fisteln sind Verbindungen zwischen Räumen im Körper, die eigentlich nicht verbunden sein sollten.

Es gibt zum Beispiel Fisteln zwischen Vaginalkanal und Enddarm oder zwischen dem Vaginalkanal und der Blase. Solche Fisteln können sich aufgrund entzündlicher Darmerkrankungen oder in seltenen Fällen auch nach einer sehr schweren Geburt mit starken Gewebeverletzungen bilden.

Wenn eine Verbindung zum Darm besteht, können auch Scheidenfurze unangenehm riechen, da dann Darmgas mit austritt. In manchen Fällen kann sogar Stuhl aus der Vagina austreten. Wenn dir so etwas auffällt, ist es wichtig einen Arzt aufzusuchen und dich beraten zu lassen welche Therapiemöglichkeiten angebracht sind.


Zum Abschluss möchte ich dir mit auf den Weg geben, dass ein Scheidenfurz natürlich ist und es in den allermeisten Fällen keinen Grund zur Sorge gibt. Vergiss nicht, dass du nicht allein damit bist und das „Problem“ vielleicht nur eine Kopfsache ist. Du bist natürlich. Du bist weiblich. Liebe dich so, wie du andere liebst.

Wir verwenden Cookies, damit wir unsere Webseite für dich verbessern können. Außerdem werden Daten gespeichert, um Werbeanzeigen für Nutzer mit bestimmten Merkmalen auszuspielen. Wenn du den “Zustimmen”-Button klickst, gibst du uns dein Einverständnis dafür. Cookie Richtlinie

Nicht zustimmen

Wir verwenden Cookies, damit wir unsere Webseite für dich verbessern können. Außerdem werden Daten gespeichert, um Werbeanzeigen für Nutzer mit bestimmten Merkmalen auszuspielen. Wenn du den “Zustimmen”-Button klickst, gibst du uns dein Einverständnis dafür. Cookie Richtlinie

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen